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TV-Tipp: Kein Geld für kranke Kinder

Erschütternd!

Das ist wohl das, was einem sofort in den Sinn kommt, wenn man die ARD-Doku „Kein Geld für kranke Kinder“ anschaut. Schon in der ersten Minute wird jedem, wirklich jedem Zuschauer klar, dass da irgendwas verdammt schief läuft. Ich könnte gefühlt zu jeder Minute der Doku meinen Senf dazu geben. Nach 45 Minuten war ich nicht nur traurig, sondern auch verdammt wütend. Und das schlimmste: die Doku macht Angst. Ich habe Angst davor, dass eines meiner Kinder irgendwann auch ein Notfall sein könnte, der abgewiesen wird, weil niemand verfügbar ist, der sich kümmern kann. Und was dann passiert, dass mag ich mir nicht mal vorstellen. 

Wie kann es sein, dass wir in einem Land, in dem alles geregelt ist und in dem wir vorgeben, dass uns Familie und Kinder und Gesundheit sosososoooo wichtig sind, es nicht hinbekommen, kranke Kinder ordentlich zu versorgen? Wie kann man sich als Gesundheitsminister herausnehmen, sich zum Pflegenotstand im Bereich der Kinderkrankenpflege auszuschweigen?! Ich könnte kotzen. Sorry! 

Es geht nicht nur um Geld

Leerstehende Betten, überarbeitetes und nicht ausreichendes Personal, nicht versorgte Kinder, überteuerte Medikamente, Abrechnung im Sinne der Wirtschaftlichkeit und nicht im Sinne des Kindes… und die einzig „tolle“ Idee, die man hervorbringt, ist eine Generalisierung des Pflegeberufes? Weil dann ja jeder Pfleger auch für Kinder eingesetzt werden kann? Weil es ja keinen Unterschied macht, ob ich einen erwachsenen Menschen pflege oder ein Baby, ganz zu Schweigen von einem Frühgeborenen? Weil Therapien, Behandlungsmöglichkeiten, Anforderungen und Kommunikation 1:1 vergleichbar sind? 

Ich bin kein Mediziner, aber ich traue mir eher zu, einem Erwachsenen als einem Kind Blut abzunehmen. Medikamente anzupassen. Spritzen zu verabreichen. Sonden, Zugänge oder ähnliches zu legen. Bei einem sind ein ein paar mm oder ein Milliliter zu viel vielleicht nicht so schlimm. Beim anderen sicherlich schon. Und das sind die nur „Standards“. Ich muss mich wirklich bremsen, es möchte am liebsten aus mir heraussprudeln und ich schreibe und lösche und schreibe und lösche… 

Gesundheit im Fokus?

Wieso verlangt eigentlich niemand von einem Gesundheitsminister, dass er sich mit dem Gesundheitsbereich an sich auskennt? Ist ein Gesundheitsminister, der sich hinstellt und trotz der ständig steigenden Zahl der Krebserkrankungen behauptet, dass er gute Chancen sieht, dass der Krebs in 10 bis 20 Jahren besiegt ist¹, jemand, dem ich so viel medizinischen Verstand zutraue, dass er das Gesundheitssystem reformiert? Dass er versteht, wo die Medizin steht, was die Medizin, die Krankenhäuser, das gesamte Gesundheitssystem benötigt? Hmmm….ich für mich zweifle da ganz stark.

Ob ein Jens Spahn ein Kind kennt, das auf medizinische Hilfe angewiesen ist und diese abgelehnt wurde? Ob er versteht, was das für das Kind, aber auch für die gesamte Familie bedeutet? Welche Folgen so etwas kurz- aber auch langfristig haben kann? Ich spreche nicht von Paukenröhrchen legen oder ähnlichem. Es geht um lebensrettende, lebenserhaltende, lebenswichtige Operationen und Therapien! Wahrscheinlich muss man selbst einmal etwas ähnliches durchlebt haben, um die Bedeutung für den Patienten WIRKLICH zu verstehen. Um dort zu handeln, wo Hilfe gebraucht wird und nicht nur zu schauen, wo das meiste Geld erwirtschaftet oder eingespart werden kann.

Russisches Roulette?

Wir hatten das Glück, dass es bei uns niemals kritisch war, aber auch unsere OP wurde zweimal verschoben. Das erste Mal um zwei Wochen, dann wurde uns bei den Vorbereitungen am Freitag erzählt, dass die OP am Montag nicht wie geplant stattfinden wird und wahrscheinlich auf Mittwoch verschoben wird. Die Gründe waren schwammig. Am Freitag wurde uns gesagt, ein Notfall würde am Montag operiert werden. Ein Notfall, der bis Montag warten kann? Fraglich… 

Am Mittwoch hat die OP Gottseidank stattgefunden. Für uns nervenzerrend, aber es ging nicht um Leben und Tod. Aber was genau passiert dann? In kritischen Momenten? Bei kritischen Zuständen? Wenn es genau um Leben und Tod geht? Was ist denn das für eine Verantwortung, die man Ärzten zu ihren vielen anderen wichtigen Entscheidungen, aufbürdet? Wer möchte denn schon über Leben und Tod von Kindern entscheiden müssen? 

Ich bin immer noch ganz aufgewühlt und hoffe, dass dieses Thema so viel Gewicht bekommt, dass endlich eine Reform ausgearbeitet wird, die das Pflegesystem in Deutschland stabilisiert und nicht nur für die 18 Millionen Kinder, die versorgt werden müssen, sondern für alle kranken und alten Menschen eine adäquate Versorgung ermöglicht. 

Für alle, die es verpasst haben:

ARD Mediathek - Kein Geld für kranke Kinder
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¹ Quelle: https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2019-02/jens-spahn-krebsforschung-krebspraevention-therapie-diagnose-heilbar



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