Bei mehr als 90% der Herzfehler ist die Ursache unbekannt. Die Entwicklung kann durch viele Faktoren beeinflusst werden: Übergewicht, Diabetes, Röteln während der Schwangerschaft, Alkoholkonsum, Virusinfektionen, Medikamente, Chemikalien, Röntgenstrahlen, aber natürlich auch durch den Genpool, aus dem es entstanden ist. Wer weiß schon, was seine Erbanlagen zu bieten haben? Gendefekte können vererbt werden, aber natürlich auch aus einer Spontanmutation resultieren.
So ist es beispielsweise bei uns. Wir haben am Tag nach der Diagnose eine Amniozentese vornehmen lassen (wie, wieso und warum ich es heute nicht mehr machen würde…dazu später mehr) und erfahren, dass der kleine Tiger den Gendefekt GDF-1 in sich trägt. So wie ich auch, was ich bis zur humangenetischen Untersuchung meines Blutes allerdings nicht wusste. Beim Tiger ist der Defekt auf zwei Allelen angelegt, erst dann scheint er sich auf die Entwicklung des Herzens z.B. bezüglich der Links-Rechts-Symmetrie auszuwirken. Da ich ihn nur auf einem Allel trage und Jakob kein Träger ist, habe ich den Defekt laut unserer Humangenetikerin nicht weitergegeben. Man geht deshalb von einer Spontanmutation aus.
Und trotzdem kann ich das Schuldgefühl nicht komplett ablegen. Schließlich trage ich den Gendefekt ja auch in mir. Auch wenn wir versichert wurde, dass das nicht der Grund für den Herzfehler ist, im Hinterkopf bleibt immer die Frage „Was, wenn ich doch etwas weitergegeben habe…?“ Selbst heute noch. Eher verblasst die Aussage, dass man es NICHT weitergegeben hat, als das schlechte Gewissen, der Auslöser für den Herzfehler zu sein.